Nacht-OL Training

Kurt Müller hat lange im Voraus die möglichen Läufer vom UOV Reiat und der Pontoniere Schaffhausen eingeladen. Eine Woche vor dem Anlass sendete er ein Mail mit der Startzeit 18:30 bis 19:15 Uhr, der geschätzten Laufzeit von 60 bis 75 Minuten, dem Start- und Zielgelände sowie der Duschmöglichkeit beim Sportzentrum Langriet.

In der Zwischenzeit hat Kurt die möglichen Postenstandorte auf der Landeskarte 1:25'000, im Gebiet Lauferberg, zwischen Neuhausen und Guntmadingen gesucht. Dann erkundete er die provisorischen Standorte im Gelände und zeichnete anschliessend die Posten auf den Kartenausschnitt, welchen er farbig kopierte. Die Kopien klebte er auf einen Karton mit dem Laufblatt auf der Rückseite und überzog sie mit einer Folie als Nässeschutz. Jetzt konnte Kurt ins Gelände und die OL-Bänder an ihrem Standort befestigen. Kurt blieb leider nicht verschont vor Überraschungen, denn im Gebiet vom Hexenplatz bremsten ihn die Forstleute und liessen ihn einen Posten nicht aufhängen. Kurt hat alles getan für ein interessantes und schönes OL-Erlebnis.

Ich wusste nicht, dass ich für diese Zeilen angefragt werde, so fehlen mir jetzt die Rangliste und die wichtigsten Dokumentationen der Highlights. Ich werde nur den Vornamen erwähnen, weil ich mich vielleicht nicht mehr genau an das Geschehene erinnere, oder auch Gehörtes verwechseln könnte.

Bekanntlich ist OL laufen ein gewinnen von Sekunden, oder auch ein laufendes verlieren von Sekunden und Minuten. Unzählige Nacht-OL lehrten die Rentiermannen, dass in der Nacht mit der Karte 1:25'000 das Querlaufen sehr selten die optimale Route sein kann. Aufgrund dieser Tatsachen wollten einige Läufer pünktlich um 18:30 Uhr starten, damit sie möglichst lange die Posten im Tageslicht suchen konnten.

Kurz vor dem Start informierte Kurt, dass die Karte im Gebiet vom zweiten Posten ungenau ist und er nördlich vom Hexenplatz einen Posten nicht setzen durfte. Er empfahl dieses Gebiet zu meiden.

Gut informiert und mit viel Erfahrung startete Peter top motiviert auf dem direktesten Weg quer über die Wiesen und durch den Wald in Richtung ersten Posten. Es kam wie es kommen musste, nach wenigen Metern im Wald zappelte Peter in den Gebüschen. Es verstrichen Minuten bis er wieder zu seinem ersten Erfolgserlebnis laufen konnte. Zum zweiten Posten musste er nur ins offene Gelände über eine grosse Wiese an die Wegkreuzung am Waldrand laufen. Kein Problem, wenn die ungenaue Karte noch präsent war. Nach Minuten setzte Peter alles auf die Karte Risiko, mit der Absicht den Lauf doch noch zu retten, spurtete er über das offene Gelände, direkt in den Wald hinein. Weit und breit keine Strasse, keine Auffanglinie, dafür nasse Rinnen und die Möglichkeit für viele grosse Schlaufen. In dieser misslichen Situation entschloss sich Peter den OL zu beenden und die fehlenden zehn Posten der Konkurrenz zu überlassen. Seine Aufgabe war wirklich erstaunlich, aber auch dass er den direkten Weg zum Ziel gefunden hat.

Die anderen Teilnehmer hörten Kurt zu, berücksichtigten ihre Erfahrungen, zügelten ihr Temperament, folgten den Wegen und fanden die ersten acht Posten bis zum Hexenplatz problemlos. Max und Thomas liefen sich in einen richtigen Rausch, welcher ihnen bis zum Hexenplatz die klaren Gedanken raubte. Thomas wählte die Durchquerung vom Sperrgebiet und lief fast nach Guntmadingen hinunter, wo er anschliessend am steilen Cholerbuck viele Minuten deponierte.

Ohne Taschenlampe...

Max überschätzte sich, lief quer in Richtung Cholerbuck. Schon nach der zweiten Strassenüberquerung beschlichen ihn Zweifel. In Zweifeln aufgelöst traute er sich ein Zurücklaufen nicht mehr zu, so blieb nur das verunsicherte Gefühl und ein weiters Queren auf gut Glück. Seine Erleichterung war gross als er einen Lichtkegel sah und sich Markus bemerkbar machte. Mit vereinten Kräften wurde nach dem Posten gesucht. Die Minuten verflossen und der Gedanke Kurt könnte den Posten an einem falschen Ort aufgehängt haben war bereits präsent. Die Sekunden verstrichen, oder waren es bereits Minuten? Max kühlte ab, die klaren Gedanken kamen öfter, damit konnte er Markus überzeugen dass sie eine Kurve zu früh suchten. Tatsächlich fanden sie den Posten problemlos als die Karte und das Gelände übereinstimmten. Thomas kraxelte immer noch an der Flanke hoch, wodurch er nicht von Max und Markus profitieren konnte. Als Thomas im Postenraum ankam war er so geschwächt, dass er Minuten umher stolperte bis er auf den einfach zu findenden Posten stiess. Max musste sich wieder von Markus trennen. Nach einer weiteren Querung fand er den Posten fast besser als am Tag. Mit diesem Erfolgserlebnis spurtete er hinter Markus her in Richtung Hexenplatz. Nach einigen Kurven und Kreuzungen beschlich ihn wieder ein ungutes Gefühl. Voller Zweifel lief er wieder zurück, wieder vorwärts, wieder zurück, wieder vorwärts, jetzt waren Minuten verstrichen, die Verunsicherung total, nur noch vorwärts laufen machte einen kleinen Sinn. Plötzlich sah er in Bodennähe Lichter. Sie kamen näher, wirklich sie kamen näher. Was soll das Lichter in Bodennähe im dunklen Wald? Langsam wurde ersichtlich, es war ein beleuchteter Hund. Chameena kam dahergelaufen. Zum Glück von Max, es hing auch noch Thomas an der Leine. Max wollte von Thomas wissen wo er ist. Dieser sagte ungefähr hier, ha, ha, ha. Max blieb hartnäckig, er wollte es genau wissen und wieder verstrichen Sekunden. Bereits wurde Chameena ungeduldig. Dann endlich sagt Thomas ich glaube hier. Max wollte noch die Laufrichtung wissen. Thomas verstand die Welt nicht mehr. Endlich war Max überzeugt dass er im Zieglerhau in Richtung Hexenplatz lief. Kleinlaut verabschiedete er sich von den beiden. Kurt hat seine Möglichkeiten gut eingeschätzt und sich für einen verkürzten Lauf entschieden, welchen er ohne Vorkommnisse bewältigte. Patrick war der einzige der den ganzen Lauf ohne erwähnenswerte Zwischenfälle absolvierte. In der Zwischen zeit lief Markus in Zielnähe zum letzten Posten um die Waldecke, wo er unverhofft in einem Rudel Wildschweine stand. Der grosse Markus fühlte sich gar nicht wohl, er bekam sogar Angst und flüchtete wieder zurück um die Waldecke. Erleichtert nahm er zur Kenntnis, dass auch die Wildschweine das Weite suchten und er doch noch den letzten Posten anlaufen konnte. Max sah weder die Wildschweine noch Markus bis ins Ziel.

Ranglistenauszug:

1. Thomas mit Chameena 1:40:20
2. Max 1:43:44

War Kurt zu euphorisch als er die Richtzeit festlegte, oder laufen die Rentiermannen wirklich vergangener Tage hinterher? Kurt hat wieder einen super OL vorbereitet und für einen erlebnisreichen Abend gesorgt, wofür ihm ein herzliches Dankeschön gehört. Im Schützenhaus erfolgte die OL Nachbearbeitung und der gemütliche Ausklang des Abends.

Max Muhl