Ab aufs Daubenhorn

Spät in der Nacht erreichen wir endlich unser Ziel – Leukerbad. Schnell bauen wir das Tarp, eine einfache, offene Zeltblache auf. Es eilt, denn es geht nicht mehr lange, bis wir wieder aufstehen müssen. So verwenden wir statt Heringen einfach die Autofelgen…

Nach wenigen Stunden, man sagt es seien nur gerade drei gewesen, kriechen wir aus dem Schlafsack und packen unsere Kletterausrüstung zusammen. Im fahlen Licht der Taschenlampen stapfen wir los Richtung Gemmi. Wenig später biegen wir ab zum Daubenhorn. Es dämmert schon, als wir unsere Karabiner beim Einstieg zum Klettersteig einklinken. Schritt um Schritt, Zug um Zug kraxeln wir den Berg hoch. Unter uns liegt Leukerbad, das immer kleiner zu werden scheint. Auch die Autos gleichen immer mehr kleinen Spielzeugautos, bis sie schliesslich nur noch als kleine farbige Punkte auszumachen sind. Doch ehrlich gesagt bleibt uns kaum Zeit, um zurück zu schauen. Denn der Klettersteig fordert die volle Konzentration. Trotz der Sicherung mit dem Drahtseil wäre ein Misstritt fatal und würde sicher unangenehme Folgen haben. Denn gerade an dieser Stelle fällt der Berg beinahe senkrecht ab und man steht nur auf den schmalen Eisenstangen, welche in die Felswand getrieben wurden. Ich möchte mir nicht ausmahle, was passieren würde, wenn man hier… Dann und wann hat es eine Leiter. Da eröffnen sich spannende Perspektiven, wenn man zwischen den eigenen Beinen die Kollegen zu einem hochklettern sieht.

So klettern wir weiter und weiter. Immer höher und höher. Doch diese Kletterei ist nicht ohne und langsam schwinden die Kräfte. Nach etwa zwei Dritteln kommmen wir an eine Entscheidungsstelle. Es bietet sich die Möglichkeit, den als schwer und anspruchsvoll klassierten Teil zum Gipfel des Daubenhorns zu wählen oder aber auszusteigen und zum Dorf zurück zu kehren. Angesichts der gesunkenen Kraftreserven und der nicht zu unterschätzenden Müdigkeit beschliessen wir den Rückweg anzutreten. Jetzt erst realisieren wir, in welche schwindeleregende Höhe wir gestiegen sind. So zieht sich der Abstieg, der auf einer Bergwanderung meist zu wenig berücksichtig wird, noch um einiges hin. Abschliessend bleibt mir nur zu sagen, dass es ein absolut toller Tag war. Zu dem beigetragen haben sicher auch das schöne Wetter und wohl der Höhepunkt, die Passage des Schweizerkreuzes.

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